Hier ein Auszug aus dem Interview der Süddeutschen Zeitung mit der französischen Pianistin Hélène Grimaud. Ich finde es sehr schön, wie sie das Zusammenspiel Musiker und Dirigent beschreibt, da es sich auch auf Organisationen und Teams anwenden lässt.
"SZ-Magazin: Kürzlich haben Sie Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 gespielt und wurden von Andris Nelsons dirigiert. Sie beide haben sich oft zugelächelt, sich geradezu angestrahlt. War das Konzert besonders gut?
Hélène Grimaud: Das Lächeln feiert nicht das Gelingen eines Konzerts. Ich hole mir damit auch nicht das Lob oder die Bestätigung des Dirigenten. Das Lächeln ist Ausdruck eines Zusammengehörigkeitsgefühls. Es gibt mittlerweile Tests, die bestätigen, was wir Musiker längst wussten: dass Musik die Menschen verbindet. Wenn Leute zusammen musizieren, gleichen sich ihre Gehirnströme an, das haben Messungen gezeigt.
Der Dirigent ist der Chef des Orchesters, das Sie begleitet. Empfinden Sie ihn auch als Ihren Chef?
Ich denke nicht in solchen Begriffen. Wenn man zusammen Musik macht, geht es nicht um Hierarchie. Es geht um gegenseitige Inspiration. Darum, der anderen Person Flügel zu verleihen. Und die Flügel anzunehmen, die der andere einem verleiht.
Aber sind Orchester nicht ausgesprochen hierarchisch organisiert?
Andris setzt Hierarchien außer Kraft. Er hat etwas Unwiderstehliches. Er ist so ausdrucksstark in seiner Körpersprache und Mimik, dass er jedes Orchester mitreißt, das ich ihn habe dirigieren sehen. Für ihn geben die Musiker alles."
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 24. März 2014, Interview und Beitrag von Gabriele Herpell. http://bit.ly/1eEj0fG
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